Vancouver Island

Schwarzbär bei der Krabben-Suche
Schwarzbär bei der Krabben-Suche

Vancouver Island empfängt uns mit blauem Himmel und angenehmen Temperaturen, und das bleibt die kommenden Tage auch so. Die Insel, annähernd so gross wie die Schweiz, jedoch mit lediglich 800 000 Einwohnern, hat das mildeste Klima von ganz Kanada.

Kanada selbst hat mit seinen Tausenden von Inseln eine Küstenlänge, die grösser ist als diejenige von Australien.

In einem netten Städtchen findet gerade eine Oldtimer-Ausstellung statt,

Sandskulpturen sind zu bestaunen und zu bewerten,

ansonsten sehen wir vor allem schönen, abwechslungsreichen Mischwald mit hohen Farnen, alten Bäumen, ein idealer Ort für idyllische Campgrounds.

Manchmal ist ein gischtender Wasserfall in der Nähe, 

häufig jedoch ein Bach oder ein fjordartiger Wasserarm. Hier wird geflösst oder er dient auch als Flugplatz der anderen Art.

In einem Informationsheft sehen wir Inserate von Firmen, die Grizzly-Bär-Beobachtungstouren anbieten. Das ist doch genau das richtige für uns! Ganz rasch müssen wir jedoch ernüchtert feststellen, dass die Touren bis Mitte September ausgebucht sind. Ein Anbieter setzt uns auf die Warteliste, unsere Hoffnungen steigen wieder, um am Vorabend der Tour wieder in den tiefen Keller zu fallen. Es ist noch ein Platz verfügbar, Vorrang bekommt der Fotograf. Warm angezogen und mit gepacktem Rucksack begleite ich ihn am kommenden Morgen. Nach einigem hin und her und etwas stürmen stellt sich heraus, dass doch noch ein Platz frei ist! So verlassen drei "Nussschalen" à 12 Personen den Hafen des fotogenen Telegraph Cove, die uns ins ca. 2 Stunden entfernte Knight Inlet befördern. 

Dort wechseln wir auf ein offenes Besichtigungsboot, das uns in die flachen Wasserläufe dieses Inlets (Fjords) bringt.

An einer kleinen Stromschnelle tummeln sich einige Lachse, dort heisst es dann: warten auf Ursus. Eine Stunde vergeht, es passiert nicht viel, Weisskopfadler gleiten über uns hinweg oder beobachten die Umgebung, es herrscht eine friedliche Stille. 

Eine weitere Stunde warten wir, dann plötzlich springt und planscht ein Grizzly im Wasser herum, auf der Jagd nach einem feinen Mittagessen. Leider sind seine Bemühungen vergebens, irgendwann springt er weiter. 

Aber es dauert nicht lange, da springen zwei weitere Bären spielend herum und versuchen sich zu fangen. Einer der beiden verzieht sich rasch in den Wald, den anderen können wir längere Zeit beim Grasen beobachten. Übrigens sind Bären zu 90% Vegetarier und fressen täglich bis zu 70 kg Gras, Beeren und Pilze.

So viel warten und schauen macht auch uns hungrig. Ein feines Lachs-Sandwich stärkt uns für die abenteuerliche Rückfahrt, die ganz ordentlich holprig und wenig Rücken schonend wird. Es windet ziemlich, das Meer ist mit weissen Schaumkrönchen verziert. Unsere Nussschale wir kräftig durchgerüttelt, manchmal von einer Welle überrollt, aber Theresa, unsere Kapitänin, manövriert uns gekonnt in den sicheren Hafen von Telegraph Cove zurück. Das war ein Super Tag. Und am nächsten Tag ist es Gesprächsthema Nr.1 in Telegraph Cove: wegen zu heftigem Seegang und Wind ist die Bärentour abgesagt! Was haben wir mal wieder Glück gehabt. Und das nicht nur mit unserer Bärentour, auf der wir drei so aktive Bären beobachten konnten, auch auf dem nächsten Campground steht uns das Glück zur Seite, indem wir grad noch den letzten Platz bekommen. Am 1. August ist nämlich nicht nur Schweizer Nationalfeiertag, auch British Columbia hat seinen Feiertag, was den Kanadiern ein langes Wochenende beschert und diese mit Wohnmobilen, Zelt, Schiff und allem, was dazu gehört, unterwegs sind.

Wir reisen weiter an die Westküste nach Tofino und nicht nur wir. Hier am Ende der Welt herrscht Hochbetrieb. Wie die Sardinen stehen die Zelte  und Camper beisammen, Ansprüche an die sanitären Einrichtungen dürfen nicht hoch sein! Von hier aus gehts auf unsere nächste Bärentour, dieses Mal sind es Schwarzbären. Wieder sind wir mit einer 12-er Nussschale unterwegs zu einem Küstenstreifen, an dem bei Ebbe die Bären unter den Steinen nach Krebsen, Muscheln und Schnecken suchen. Wir können 6-8 Bären beobachten, wie sie selbst grosse Steine umkehren und hören, wie sie genüsslich die Krebse herunter schmatzen.

Da nehmen es die Seehunde noch etwas gelassener.

Der Pacific Rim zeigt sich klassisch von seiner mystischen Seite.

Ein weiteres bewegtes Abenteuer führt uns hinaus aufs offene Meer zur Walbeobachtung. Wir sehen in verschiedenen Gruppen Rückenflossen, manchmal auch etwas mehr Rücken, aber den Gefallen, dass mal ein Orca ganz aus dem Wasser springt, tut uns keiner. 

Da ist die Begegnung mit den Grauwalen schon etwas eindrücklicher. Zuerst sehen wir, wie sie schnauben und prusten, dann taucht auch mal ein grosser Teil vom massigen Körper auf und total faszinierend ist es dann, wenn die Schwanzflosse wieder eintaucht. Leider ist es nicht einfach, bei Seegang die Kamera zur rechten Zeit am rechten Ort zu fokussieren, aber immerhin, so schlecht ist das Ergebnis auch nicht. Ein beeindruckendes Erlebnis ist es alle Mal.

Während Bruno am meisten von der Begegnung mit den Grizzlys fasziniert ist, haben mich die Eleganz und Ausstrahlung der Grauwale am meisten beeindruckt.

Noch ein Spaziergang im Regenwald mit riesigen, z.T.  75 m hohen und 800 Jahre alten Hemlocktannen, Zedern und Farnen, am rauhen Pacific Rim entlang, dann verabschieden wir uns wieder von der Westküste. Noch zwei Mal haben wir Campgroundglück und ergattern jeweils den letzten Platz. Es ist halt Ferienzeit.

Victoria, very British mit seinem gediegenen Hotel "The Empress", 

dem Parlamentsgebäude, das dem Bundeshaus in Bern sehr ähnlich ist, 

der kleine Hafen, hier verlassen wir Vancouver Island und auch Kanada mit der Fähre, um ins amerikanische Port Angeles überzusetzen.

Wir sind selber über unseren Reiseverlauf überrascht und sind gespannt, wohin uns unsere Reise noch führen wird.

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Kommentare: 1
  • #1

    Verena (Montag, 15 August 2016 17:39)

    Danke für die interessanten Berichte und die schönen Fotos. Viel Glück und alles Gute für die Weiterreise! liebe Grüsse, Verena